„Das rote Buch war nur Maos Tweetsammlung“ – @garamsalami

Mein Manifest „Leistungsverweigerung!“ out now!

Posted: Dezember 14th, 2023 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , | No Comments »

3 Jahre lang angekündigt, jetzt ist es soweit: Ab sofort könnt ihr kostenlos online mein Buch „Leistungsverweigerung – Ein Manifest gegen die Imperialistische Gesellschaft“ lesen.

(Mirror Download auf archive.org)

Physische Exemplare könnt ihr nur in Person bei Lesungen von mir gegen Spende bekommen, also haltet die Augen nach Terminen offen. Das Anti-Copyright erlaubt euch jedoch ausdrücklich, gerne eure eigenen Exemplare zu drucken. Freue mich über alle, die es lesen!


Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Posted: März 17th, 2024 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

Content Notes: Rassismus, Mord, Polizeigewalt, Lynching

Make sure you have a great day, be the spark, and make sure to spread kindness.”

– Ryan Gainer, 2008 – 2024

Jordan Neely wird am 18. Dezember 1992 in New York City geboren. Der zurückhaltende Schwarze Junge spielt in der High School mit Begabung Fuß- und Basketball, doch seine wahre Passion gilt dem Tanz. Bereits in seiner Jugend beginnt er, auf den Straßen der Stadt den Popstar Michael Jackson zu imitieren, wofür er lokale Bekanntheit erlangt. Als er gerade einmal 13 ist, wird seine Mutter von ihrem Partner ermordet, während Jordan im Haus ist. Dieses unvorstellbare Trauma veränderte den Jungen, der fortan an psychischen Problemen litt. Es dauert fünf Jahre, er war mittlerweile volljährig, bis es zum Prozess gegen den Mörder kam, bei dem er aussagen musste. Im Tanz versuchte er Ablenkung zu finden. Seine Präzision und Professionalität macht Eindruck auf andere Straßenperformer*innen und Tänzer*innen. Gelegentlich tritt er auch bei Veranstaltungen, z.B. Kindergeburtstagen als Michael Jackson auf. Sein weniges Geld investiert Jordan in möglichst originalgetreue Outfits seines Vorbilds, um seine öffentlichen Darbietungen noch authentischer gestalten zu können. Mit dem Aufkommen von Videostreaming und Smartphones ab 2007 schaffen es Performances von Jordan Neely auch immer wieder ins Internet, sodass seine Tanzkunst einer noch breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird.

Read the rest of this entry »

Erziehungslager Jugendpsychiatrie

Posted: Dezember 10th, 2023 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~10 Minuten
Content Notes: Psychiatrie, Suizid, Zitate Verstorbener, strukturelle Gewalt, Zwangsmaßnahmen, Misshandlung

Als ich das erste Mal in die Jugendpsychiatrie kam, bin ich 16 Jahre alt. Dort war ich auf einer “geschützten Station”, im allgemeinen Sprachgebrauch auch oft “Geschlossene” genannt. Da es sich dabei um eine freiheitsentziehende Zwangsmaßnahme handelte, führte ich nach ein paar Tagen ein Gespräch mit einem Richter, eine Standardprozedur. Dieser verfasst einen regulären „richterlichen Beschluss“, der aufgrund einer „Selbst- und/oder Fremgefährdung“ meine Unterbringung in der Klinik für 6 Wochen juristisch absegnete. Am Ende sollten es nur 5 Wochen werden, doch es waren die schlimmsten meines Lebens. Es war das Jahr 2012.

Read the rest of this entry »

Buch schreiben Tutorial

Posted: Dezember 7th, 2023 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~6 Minuten

In einer Woche erscheint endlich mein Manifest “Leistungsverweigerung!”, an dem ich die letzten drei Jahre geschrieben habe. Viele von euch wissen schon lange, dass ich an eben einem solchen „Manifest“ schreibe und ich freue mich, dass dies alleine bei ein paar von euch bereits Interesse geweckt hat, obwohl die Zielsetzung des Buchs in meiner öffentlichen Kommunikation bisher vage blieb. Für einige Menschen, inklusive mir selbst, wird sich jedoch auch die berechtigte Frage stellen, welchen Wert dieser weitere tausender Texte darüber, dass Kapitalismus schlecht ist, für die Leser*innen haben wird. Um die Erwartungen an die bald veröffentlichten 127 Seiten realistisch zu halten, möchte ich hier vorab den Schreibprozess beleuchten, der über Jahre hinweg Zielsetzung und Umfang der „Leistungsverweigerung!“ geformt hat.

Read the rest of this entry »

„Wir wussten von nichts“: Deutsche Erinnerungen an Hitler und die Weiße Rose

Posted: November 21st, 2023 | Author: | Filed under: Geschichte | Tags: , , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~7 Minuten
Content Notes: Krieg, Genozid, Holocaust, Hinrichtung

Im Januar 1939, noch vor dem Überfall auf Polen, hatte Adolf Hitler im Falle eines eventuellen „Weltkrieges“ mit dem Völkermord an europäischen Jüd*innen gedroht. Es ist fast 3 Jahre später, der 12. Dezember 1941, als er eine Lagebesprechung aller führenden NSDAP-Mitglieder einberuft, um über die Lage der Nation zu sprechen: Wenige Tage zuvor hatte die japanische Marine ohne Kriegserklärung den US-amerikanischen Militärhafen Pearl Harbor überfallen. Der zuerst europäische Konflikt war nun global. Nach der Besprechung notierte Goebbels in seinem Tagebuch: „Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein.“ Diesen Worten eilten längst Taten vorraus: Ende 1941 waren bereits etwa eine Million Jüd*innen in ganz Europa durch Erschießung, Hunger und Kälte ermordet worden, der Bau der ersten Vernichtungslager hatte begonnen. In den sogenannten „Hitler-Tagebüchern“ fasst der Autor die Planung der weiteren Strategie und Verbrechen an diesem Tag knapp zusammen:

Große Lagebespr.
Lage nach Japans Kriegseintritt Stützpunkt Dakar erwünscht. Transport von Kriegsschiffen ins Schwarze Meer. Breiten Raum nimmt kritische Öllage von uns ein.“

Read the rest of this entry »

Individualistische Unsterblichkeit

Posted: Oktober 22nd, 2023 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~6 Minuten
Content Notes: Tod, strukturelle Gewalt, Drogen, Krieg, Wohnungslosigkeit, psychische Krankheiten

One thing about me: Mein Leben ist fucked. Hätte ich nicht zu jeder Zeit gekämpft wie ein Löwe, wäre ich tot. Gewalterfahrungen, Armut, psychische Krankheiten, Wohnungslosigkeit sind Lebensrealitäten, die eine Gesellschaft mir aufgebürdet hat, für die ich nichts wert bin, weil ich als Erwachsener mehr Zeit in Psychiatrien als im Büro verbracht habe. Erfrierende wohnungslose Menschen, Drogentote, Kriegsopfer, durch die Polizei Ermordete sind direkte Konsequenzen eines Systems, das uns nach unserer Leistung einen Lebenswert zuschreibt und ausselektiert. Der unnatürliche Tod ist eine nicht zu leugnende Realität des Kapitalismus. Ich spüre ihn in jeder Zelle meines Körpers, schmecke ihn in dem Essen, das ich mir kaum leisten kann, lese ihn in dem Inkassobrief, dessen Absender in Indonesien sitzt. Jeden Tag wenn wir in die Nachrichten schauen, sehen wir Tote, echte Menschen, für die es niemals ein Happy End geben wird. Die Allgegenwertigkeit des Sterbens ist so offensichtlich und doch versuchen meine Psychiaterin, mein Betreuer, meine Therapeutin, Gott küsse ihre Augen, mir verzweifelt zu vermitteln, dass alles gut wird, ich die Tötungsmaschine des Kapitalismus überwinden könne, wenn ich nur eine Heilung, das Leben, zulassen würde.

Read the rest of this entry »

Uffenheim McDonalds Time

Posted: September 18th, 2023 | Author: | Filed under: Prosa | No Comments »

Noch zwei Stunden. Ich ging kacken, dann rasieren, um direkt danach zu duschen. Warmes Wasser, eingeseift mit 3-in-1-Duschgel, dessen Tenside mir alle Öle und tote Hautzellen aus den Poren ballerten, ausgerieben mit Waschlappen in Achseln, Bauchnabel, Arschloch. Volles American Psycho Programm: Zahnseide, Zahnbürste, Zunge schrubben, Mundwasser, falls es zum Knutschen kommt. Das Sport-Aktiv-48-Stunden-Deodorant versiegelte mir die Schweißdrüsen. Mit dem BMW hieß es 92 Sachen auf der Landstraße zum Bahnhof, wo sie auf mich warten würde. Pünktlich 14 Uhr kam ich zum Halt auf dem leeren Parkplatz, dessen einzige Einrichtung ein McDonalds war. Noch bevor ich die Glastür öffnete, roch ich das fettige Fleisch, und trat ein. Mich grüßte das Zischen der Fritteuse, das Piepsen diversester Küchen- und Kassengeräte, ein Telefon klingelte im Hinterzimmer, irgendwo eine Fliege.

Da saß sie alleine in einer Sitzecke auf einer rot gepolsterten Bank, 67 Kilogramm, 173cm, blond, und schaute mich an.

– Hallo, wie geht es dir?
– Ganz gut und selbst?
– Auch. Gut hergefunden?
– Schon.

Read the rest of this entry »

Die Internationale Automobil-Ausstellung und ihre Konsequenzen

Posted: September 3rd, 2023 | Author: | Filed under: Politik | Tags: , , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~8 Minuten

Die Internationale Automobil-Ausstellung IAA erwürgt zum zweiten Mal mit ihrem Aufbau und Stattfinden die Stadt München, deren schönsten öffentlichen Orte des Fußgehens durchs stählerne Baucontainer und Lieferfahrzeuge besetzt werden, um die letzten in der größten Verkaufsfläche Deutschlands lebenden Menschen zu Gunsten der Vernetzung der Öl- und Individualverkehrslobbies zu vertreiben. In der bayrischen Landeshauptstadt stehen jahrum die Hotels leer, nur um sie zu wenigen Großevents wie dem Oktoberfest, der Baumesse BAUMA und eben der IAA mit Anzugträger*innen zu füllen, welche die Einwohnerzahl der Innenstadt für mehrere Tage vervielfachen, während die ärmsten Münchner*innen sich nicht einmal mehr die Vororte leisten können, in denen der nächste Supermarkt eine Autostunde entfernt liegt.

Read the rest of this entry »

Celsius

Posted: August 27th, 2023 | Author: | Filed under: Prosa | No Comments »

SO 09.07.

Was für ein gelungener, letzter Urlaubstag! Mit Tom und Maxe an den Feldmochinger See geradelt. Der ist so weit raus aus der Stadt, man muss schon fast von einer Radtour sprechen. Es war super voll und das Wasser voller Sonnencreme hat ölig-regenbogenfarben geschimmert, eher eklig. Haben an der Grillwiese ein paar Leckerbissen von netten Leuten abgestaubt. So spart man sich die überteuerten Wiener vom Strandkiosk. Weil uns das nicht satt gemacht hat, sind wir auf dem Heimweg spontan bei einem indischen Restaurant eingekehrt, große Klasse. Die Panade der Vegetable Pakoras war schön fettig und innen etwas vom Gemüse angeweicht, das Palak Paneer war kräftig würzig und sie haben nicht mit Käsewürfeln gespart. Jetzt von der Hitze schon recht früh müde, aber muss morgen ja auch zeitig aufstehen. Ab 9 werden im Büro wieder Excel-Tabellen getippt.

Read the rest of this entry »

Die Schlacht an der Senke

Posted: August 6th, 2023 | Author: | Filed under: Prosa | No Comments »

5:45, es pfeifft zum Angriff. Mit einem siegessicheren Getose und Gebrüll steigen Leuchtraketen in den dämmernden Himmel empor und erhellen künstlich die weite Wüste. Da laufen sie, ein paar hundert Meter vor uns, wie unzählige kleine Ameisen durchs offene Gelände. Es dauert nur wenige Sekunden, da beginnt die Leuchtspurmunition unserer Maschinengewehre hämmernd rote Streifen von uns zu ihnen da vorne zu ziehen. Schon mit der ersten Salve stürzen Silhoutten in den Dreck, die meisten vor Schreck, einige getroffen vom heißen Blei. Es schreit Alarm aus unseren Reihen. In den folgenden Sekunden setzt das Bellen einzelner Gewehre ein, so auch meins. Die schemenhaften Umrisse der Faschisten, die sich im Morgengrauen von Fels und Sand abheben, sind noch zu weit entfernt für gezielte Schüsse, stattdessen feuere ich im mir antrainierten Rhythmus grob in die Richtung einzelner Feindansammlungen. Immer wieder verschwinden die zahlreichen anrückenden Körper in Senken und hinter Dünen der rollenden Wüste, die nun vollständig mit Blei beharkt wird, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Es dauert nur einen routiniert abgesetzten Funkspruch lang, bis wir von fern hinter unseren Schützengräben das Donnern unserer Kanonen hören können, die in das infernale Orchester der Zerstörung einsetzen. Ich habe gerade Zeit in der Deckung meiner Sandsackstellung mein leergeschossenes Magazin nachzuladen und wieder meine Waffe in Richtung der Faschisten zu richten, da zerreißt bereits die erste Explosion den Sand inmitten ihrer Reihen und schickt einen Geysir aus Dreck und Metallsplittern in den Himmel, dicht gefolgt von einer zweiten, dritten und vierten Erschütterung, die selbst uns in unseren Erdlöchern die Gebeine durchrattern. Auf diese Distanz sehen wir die Feinde nicht sterben, ihre schlaffen Körper stürzen und verschwinden nur im Gelände. Unser Feuer dünnt den faschistischen Ansturm immer weiter aus, doch der Strom des über den Horizont erscheinenden Nachschubs reißt nicht ab. Der einstudierte Takt unseres versetzten Gewehrfeuers überlagert sich zu einer anhaltenden Schockwelle von kleinen Explosionen, wie die sägenden Zylinder eines beschleunigenden Benziners. Unsere Artillerie zerfetzt wie Paukenschläge Felsen, Dünen und Körper gleichermaßen.

Read the rest of this entry »