Posted: März 30th, 2022 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Politik | Tags: ableismus, corona, Drogen, freizeit, individualismus, kapitalismus, krankheit, lohnarbeit, nihilismus, pandemie, resignation, wirtschaft | No Comments »
Warum sind wir so cool damit, dass die deutsche Regierung bei den bisher höchsten Infektionszahlen alle Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung beendet? Und warum macht mich das so fertig?
Content Notes: Pandemie, Krankheit, Tod, Alkohol, Drogen, Einsamkeit, Selbstschädigung, intellektualisiertes Selbstmitleid
Lesezeit: ~5 Minuten
Revolutionäre Analyse und Theorie lebt von dem Verständnis, dass Menschen ihre Entscheidungen anhand ihrer materiellen Umstände statt unveränderbarer Werte und Instinkte treffen. Umstände und Werte müssen adressiert und verändert werden, um Menschen und ihre Entscheidungen zu ändern. Wie alle Menschen, die auf eine Revolution hinarbeiten, erwische ich mich immer wieder beim nihilistischen Resignieren und der Hingabe zum Glauben, dass wir alle verloren seien. Diese temporäre Selbstaufgabe meiner revolutionären Ansprüche und Ideen ist ein Spiegel der Selbstaufgabe, die ich angesichts der Pandemie gerade in der kompletten Gesellschaft beobachte: Ungeachtet unberechenbarer gesundheitlicher Folgen für sich selbst und ihr Umfeld gehen Leute bei den bisher höchsten Infektionszahlen der Pandemie als Ausgleich zur Lohnarbeit am Wochenende dicht gedrängt und schwitzend ohne Hygienemaßnahmen feiern, als würden wir uns nicht mehr mit einem hochansteckenden und potentiell tödlichen Virus mit unabsehbaren Langzeitfolgen anatmen, gegen das Menschen kaum bis keine anhaltende Immunität aufbauen. Meine sozialen Medien sind wieder gefüllt mit Werbung für Events, zu denen ich von Freund*innen eingeladen werde, welche ich eigentlich für vernünftig halte.
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Posted: März 20th, 2022 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Videospiele | Tags: arbeit, deus ex, disco elysium, gamedesign, gone home, grand theft auto, kapitalismus, konsum, mainstream, marketing, medien, one city block role playing game, open world game, postal 2, technik, videospielindustrie, warren spector | No Comments »
Die Etablierung von Videospielen als Massenmedium hat sich genau über meine Lebenszeit abgespielt. Waren meine Kindheitsvorstellungen von dieser Entwicklung naiv?
Lesezeit: ~10 Minuten
Content Notes: Videospielgewalt, Amoklauf
Erwähnte Medien: Grand Theft Auto-Serie, Deus Ex, System Shock, Thief, Postal 2, Watch Dogs, Cyberpunk 2077, Gone Home, Disco Elysium
Wie es dazu kommen konnte bleibt eher ein Thema für meine nächste Psychotherapie, aber als etwa 10-Jähriger spielte ich das erste Mal Grand Theft Auto San Andreas (2004) auf meiner Playstation 2 die meine Eltern mir gekauft hatten, weil sie dachten meine Videospiele machen den Familien-PC langsam. Wahrscheinlich bis heute bleibt es in reinen Spielstunden mein meistgespieltes Videospiel, das ich über die letzten 15 Jahre immer wieder und zuletzt erst vor einigen Monaten durchgespielt habe. GTA San Andreas war mein erstes Open World Game und hat meine Vorstellungen maßgeblich geformt, wie das Genre funktioniert: Ein Charakter kann uneingeschränkt eine Spielwelt erforschen und mit dieser in scheinbar unbegrenzten Wegen interagieren, worauf die Spielwelt reagiert. Auch als naives Kind habe ich bereits wahrgenommen, dass die Möglichkeiten von GTA San Andreas durch den Stand der Technik limitiert waren und das Spiel deshalb nicht in der Lage war, eine lebensechte Stadt zu simulieren. Ebenfalls kindlich naiv habe ich mir jedoch vorgestellt, wie ein GTA der Zukunft aussehen könnte: Wird jedes Gebäude betretbar sein? Wird jede Person in der Spielwelt dauerhaft existieren, einen Wohnort, einen Job und eine Routine haben? Was, wenn die Polizei nicht abstrakt um die nächste Straßenecke gespawned wird, sondern tatsächlich dauerhaft auf der Karte patrouilliert und eine tatsächliche Reaktion auf die Spielfigur mobilisieren muss? Was, wenn für jede umgefahrene Laterne eine Reparaturfirma vorbeikommen und diese reparieren muss?
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