„Das rote Buch war nur Maos Tweetsammlung“ – @garamsalami

Im Westen kein neuer Antikriegsfilm

Posted: Juli 19th, 2023 | Author: | Filed under: Essay, Film, Geschichte | Tags: , , , , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~11 Minuten

Content Notes: Krieg, Gewalt

Spoilers: Im Westen Nichts Neues (2022), Im Westen Nichts Neues (1928)

Diesen Text habe ich bereits vor Monaten begonnen, als “Im Westen Nichts Neues” (2022), die dritte Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque, bei den Oscars mit Lobpreisungen und Auszeichnungen überschüttet wurde, als reflektiertes Antikriegswerk des ehemaligen Kriegstreibers Deutschland. In Interviews und Filmbesprechungen wurden natürlich Parallelen zum Ukrainekrieg gezogen, jedoch auch zum Erstarken des Faschismus und der Verhärtung der Fronten im öffentlichen Diskurs. Die Netflixproduktion solle in ihrer schonungslosen Brutalität den Schrecken des Krieges “erlebbar” machen und so davor mahnen, zu welchem Leid Hass und Hetze führen können. Es wurde gehofft, einen Antikriegsepos zu schaffen in einer Zeit, wo der “lange Frieden” des Nachkriegseuropas durch den russischen Angriffkrieg auf die Ukraine erschüttert wurde. Kann gerade in Zeiten der Aufrüstung und explodierender Militärbudgets “Im Westen Nichts Neues” es überhaupt leisten, den Krieg endlich ins Reich der Unvorstellbarkeit zu verbannen? Wie hat die Buchvorlage den selben Stoff behandelt, geschrieben von einem Mann, der die Schützengräben selbst erlebte? Und was ist überhaupt ein “Anti-Kriegsfilm”?

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Militarisierung der US-Polizei: Eine Geschichte in 4 Schießereien

Posted: Januar 30th, 2022 | Author: | Filed under: Essay, Geschichte | Tags: , , , , , , , , , , , , , , | No Comments »

Lesezeit: ~15 Minuten

CN: Waffen, Schießerei, Polizeigewalt, Mord, Drogen, Schussverletzungen

„Politische Macht entfaltet sich aus dem Gewehrlauf“, verlautete Mao Zedong 1927 zu Beginn des Chinesischen Bürgerkrieges, den die revolutionäre Kommunistische Partei Chinas 22 Jahre später gewinnen sollte. Bis heute nutzen antikapitalistische Revolutionäre weltweit Schusswaffen als Werkzeug, um ihre politischen Analysen in die Praxis umzusetzen. Parallel dazu überrascht es nicht, dass im Rahmen des scheinbaren Siegeszuges des Neoliberalismus die imperialistische Reaktion in Form von Polizei ihre politische Macht durch massive militärische Aufrüstung festigt. Mit der verfassungsmäßig zugesicherten unbegrenzten Bewaffnung der US-Bevölkerung bieten die USA ein zugespitztes Beispiel dieser Militarisierung der Unterdrückungsorgane, jedoch lassen sich auch Trends der Militarisierung bei anderen Polizeien ohne bewaffnete Zivilbevölkerung, wie in Deutschland beobachten, wo immer mehr Länderpolizeien hochmoderne gepanzerte Fahrzeuge und Granatwerfer anschaffen. In diesem Essay möchte ich die Militarisierung der US-Polizei am Beispiel von 4 Schießereien vor, während und nach der Etablierung des Neoliberalismus, und ihre Konsequenzen untersuchen.

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Squid Game: Mehr als nur „Kapitalismus = schlecht“

Posted: Oktober 10th, 2021 | Author: | Filed under: Essay, Serien | Tags: , , , , , , , , , , , , , , | No Comments »

Die allgemeine Kapitalismuskritik in Squid Game ist offensichtlich und flach, doch das Verkaufen des eigenen Körpers für Geld ist nicht das zentrale Spannungsfeld der Handlung.

Lesezeit: ~8 Minuten

Content Notes: Massenmord, Flucht, Armut, Obdachlosigkeit, Hunger, Ableismus, Entmenschlichung

Spoiler Warning: Squid Game

Ich werde in dieser Rezension ungefiltert Schlüsselereignisse aus der kompletten Laufzeit der Serie behandeln, ohne gesondert Spoilerwarnungen im Text auszusprechen. Dieser Text richtet sich an Leute, welche die Serie entweder gesehen haben oder nicht daran interessiert sind, sie zu schauen.

Zum Ende hin werde ich auch echt existenziell und düster, also schaut euch die CNs nochmal genauer an und nehmt sie ernst bevor ihr euch entscheidet zu lesen.

Durch den Hype und die zahlreichen Memes ist es beinahe unmöglich Spoiler zu Squid Game zu vermeiden, auch wenn diese mir ein falsches Bild der Serie vermittelt haben. Die wenigen Screenshots und Memeformate, die sich um gleichgekleidete, nummerierte Wettbewerbsteilnehmer*innen einer scheinbaren Gameshow drehen, erwecken eher die Erwartungen eines morbiden Takeshi‘s Castle als der emotionale Leberhaken, den die Serie für mich (auch aus privaten Gründen) dargestellt hat. Bereits vor dem Sehen wusste ich, dass die Serie eine Kapitalismusallegorie darstellt, in der verzweifelte Menschen ihren Körper unter Lebensgefahr für die Chance eines Klassenaufstiegs (und das Entertainment reicher Strippenzieher) verkaufen.

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