„Das rote Buch war nur Maos Tweetsammlung“ – @garamsalami

Weinende weiße cis Männer: Weltschmerz vs Unterdrückung

Posted: September 29th, 2021 | Author: | Filed under: Essay, Musik | Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | No Comments »

Ausgerechnet weiße cis Männer schreiben die melancholischste Weltschmerzmusik. Wie hängen der Mangel an struktureller Unterdrückung und die erfolgreiche musikalische Verarbeitung ihres Leids zusammen?

Lesezeit: ~10 Minuten

Content Notes: Faschismus, Tod, Suizidalität, Autounfall, Patriarchat, Ausbeutung, White Supremacy, Missbrauch, Rechtsterror, Amoklauf, psychische Krankheit, Kriminalität, Drogen, Mord

Erwähnte Medien: The Smiths, Lil Peep, Asking Alexandria, Morrissey, Romeo und Julia, Die Leiden des jungen Werther, Brotha Lynch Hung, Blumfeld, Hanybal

Ob Postpunk, Cloud Rap oder Metalcore, ob The Smiths, Lil Peep oder Asking Alexandria, die melancholischste, weltschmerzgetränkteste Musik aller Genres scheint von weißen cis Männern gemacht. Sie wirken alternativ und wie intelligente, reflektierte Denker, entsprechen imperialistischen Schönheitsidealen vom dünnen, gepflegten Mann und präsentieren eine im Patriarchat untypische Verletzlichkeit. Während dies auf den ersten Blick beinahe wie eine fortschrittliche Entwicklung wirken kann, outen sich gerade diese „verletzlichen“ Künstler im schlimmsten Fall wie etwa The Smiths‘ Morrissey durch Faschismus als reaktionäre Macker ohne die Empathie, die man durch ihre Musik erwarten würde; im weniger schlimmen Fall mindestens als pathetische Paternalisten. Warum scheinen die meisten Vertreter des fatalistischen, ungelenkten Weltschmerzes in der Musik eben diese weißen cis Männer zu sein, und warum setzen sich BIPOC cis Männer in ihrer Musik anders mit dem Schmerz ihrer strukturellen Unterdrückung auseinander, obwohl sie unter der selben toxischen Männlichkeit operieren sollten?

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The Long Dark: Wann endet Kapitalismus?

Posted: September 18th, 2021 | Author: | Filed under: Essay, Videospiele | Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | No Comments »

Medien sind voll mit Weltuntergangsszenarien, aber wie interagieren echter Kapitalismus und fiktive Apokalypse? Eine Reflexion im virtuellen Norden Kanadas.

Lesezeit: ~12 Minuten

Content Notes: Weltuntergang, Unfruchtbarkeit, Klimawandel, Finanzkrise, (Atom-)Krieg, Suizid

Erwähnte Medien: The Long Dark, Children Of Men, Capitalist Realism, ArmA 2, DayZ, Fallout, Fallout: New Vegas, Enderal, The Elder Scrolls V: Skyrim, Afropessimism, The Walking Dead

Spoiler: Ein optionales Ende von Deus Ex (2001), Gameplay und Schauplätze aus The Long Dark ohne Storykontext

“Es ist leichter sich das Ende der Welt als das Ende des Kapitalismus vorzustellen”. Mark Fisher analysiert im so benannten Kapitel seines Buches Capitalist Realism die Apokalypse des 2006 erschienenen Films Children of Men, einem Zukunftsszenario, in dem keine Kinder mehr geboren werden können. Statt eines plötzlichen Events, das die Menschheit in ihrer Ganzheit auslöscht, wird die letzte Generation still und leise verkümmern. Das Ende der Welt (oder unserer Wahrnehmung davon) naht, doch selbst in einer Welt ohne Nachwuchs, wo das Überleben unserer Spezies keine Rolle mehr spielt, geht es Kapitalismus gut. Der Staat verteidigt mit der Gewalt von Polizei und Armee das Eigentum monopolistischer Firmen, während ohne jeden Lebenssinn über den Verbleib des eigenen Atems hinaus in Coffeeshops konsumiert wird.

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[Repost 2019] Gedanken, die sich Weiße nach den Landtagswahlen nicht machen müssen

Posted: September 18th, 2021 | Author: | Filed under: Essay, Politik | Tags: , , , , , , | No Comments »

Die Bildung einer rechten Bundesregierung scheint realistischer denn je. Für BIPoC in Deutschland ist das eine existentielle Bedrohung.

Lesezeit: ~3 Minuten

Content Notes: Faschismus, Rechte Terroranschläge, Abschiebung, Völkermord

[Diesen Text habe ich 2019 nach den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen für die Süddeutsche Zeitung geschrieben. Die zuständige Redakteurin hat sich zur Veröffentlichung mehr Offenlegung meiner individuellen Rassismuserfahrungen gewünscht, was ich als unvereinbar mit der strukturellen Kritik des Textes betrachte. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Süddeutschen Zeitung und mir gab es nicht.

Während ich heute, fast exakt 2 Jahre später meinen flehenden Appell an weiße Menschen und den Mangel eines Durchschauens bürgerlicher Faschismusnähe für naiv halte, behält der Text als Dokument der emotionalen Auswirkung von Wahlergebnissen, gerade so kurz vor der Bundestagswahl 2021, seine Relevanz.]

Am 1. September 2019 fanden in Brandenburg und Sachsen, zwei Bundesländern mit einem Ruf der politisch rechten Radikalität und wirtschaftlicher Rückständigkeit, Landtagswahlen statt. Während CDU und SPD in beiden Wahlen unterschiedlich abschnitten, sind 2 Parallelen aus den Ergebnissen ersichtlich: Etwa ein Viertel der Wähler stimmte für die rechtsradikale Partei AfD, während nur knapp unter 20% für links ausgerichtete Parteien ihr Kreuz machten.
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