„Das rote Buch war nur Maos Tweetsammlung“ – @garamsalami

Leben mit Covid – Eine Gesellschaft gibt auf

Posted: März 30th, 2022 | Author: | Filed under: Essay, Politik | Tags: , , , , , , , , , , , | No Comments »

Warum sind wir so cool damit, dass die deutsche Regierung bei den bisher höchsten Infektionszahlen alle Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung beendet? Und warum macht mich das so fertig?

Content Notes: Pandemie, Krankheit, Tod, Alkohol, Drogen, Einsamkeit, Selbstschädigung, intellektualisiertes Selbstmitleid
Lesezeit: ~5 Minuten

Revolutionäre Analyse und Theorie lebt von dem Verständnis, dass Menschen ihre Entscheidungen anhand ihrer materiellen Umstände statt unveränderbarer Werte und Instinkte treffen. Umstände und Werte müssen adressiert und verändert werden, um Menschen und ihre Entscheidungen zu ändern. Wie alle Menschen, die auf eine Revolution hinarbeiten, erwische ich mich immer wieder beim nihilistischen Resignieren und der Hingabe zum Glauben, dass wir alle verloren seien. Diese temporäre Selbstaufgabe meiner revolutionären Ansprüche und Ideen ist ein Spiegel der Selbstaufgabe, die ich angesichts der Pandemie gerade in der kompletten Gesellschaft beobachte: Ungeachtet unberechenbarer gesundheitlicher Folgen für sich selbst und ihr Umfeld gehen Leute bei den bisher höchsten Infektionszahlen der Pandemie als Ausgleich zur Lohnarbeit am Wochenende dicht gedrängt und schwitzend ohne Hygienemaßnahmen feiern, als würden wir uns nicht mehr mit einem hochansteckenden und potentiell tödlichen Virus mit unabsehbaren Langzeitfolgen anatmen, gegen das Menschen kaum bis keine anhaltende Immunität aufbauen. Meine sozialen Medien sind wieder gefüllt mit Werbung für Events, zu denen ich von Freund*innen eingeladen werde, welche ich eigentlich für vernünftig halte.

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Zerfleischt die Linke sich selbst?

Posted: Dezember 30th, 2021 | Author: | Filed under: Essay, Politik | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

Bürgerliche und weiße Linke wiederholen ohne Ermüdung immer wieder das Argument, die Linke würde sich selbst zerfleischen, während eine fiktive rechte Einigkeit herbeifantasiert wird. Sollten wir uns also an Nazis ein Beispiel nehmen?

Lesezeit: ~6 Minuten

„Die Linke zerfleischt sich wieder mal selbst“, kommentiert Hans-Peter, 38, unter einem Tweet der Grünen und kassiert massig Likes. Es ging ums Gendern, oder um einen Rassismusvorwurf, keine Ahnung mehr. Es ist beinahe unmöglich, eine Diskussion unter Linken in Sozialen Medien zu führen, ohne dass diese Floskel der Selbstzerfleischung eingebracht wird, um zu linker Einigkeit zu mahnen und Meinungsverschiedenheiten als aktive Bedrohung für Antifaschismus darzustellen. Zwar sind Diskurse in Sozialen Medien verschwendete Lebenszeit, doch trotzdem bin ich ein Verfechter davon, sie zu analysieren, da sie trotz allem ein Ausdruck der Gesellschaft sind, in der sie geführt werden. Ich werde also nicht versuchen, Propheten der Selbstzerfleischung von ihrem Fehlglauben zu überzeugen, sondern das Gelaber von „linker Selbstzerfleischung“ als Symptom ihrer ideologischen Unzuverlässigkeit zu enttarnen. Die Linke zerfleischt sich nicht selbst, ihr seid nur nicht so links wie ihr denkt.

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