Posted: März 30th, 2022 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Politik | Tags: ableismus, corona, Drogen, freizeit, individualismus, kapitalismus, krankheit, lohnarbeit, nihilismus, pandemie, resignation, wirtschaft | No Comments »
Warum sind wir so cool damit, dass die deutsche Regierung bei den bisher höchsten Infektionszahlen alle Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung beendet? Und warum macht mich das so fertig?
Content Notes: Pandemie, Krankheit, Tod, Alkohol, Drogen, Einsamkeit, Selbstschädigung, intellektualisiertes Selbstmitleid
Lesezeit: ~5 Minuten
Revolutionäre Analyse und Theorie lebt von dem Verständnis, dass Menschen ihre Entscheidungen anhand ihrer materiellen Umstände statt unveränderbarer Werte und Instinkte treffen. Umstände und Werte müssen adressiert und verändert werden, um Menschen und ihre Entscheidungen zu ändern. Wie alle Menschen, die auf eine Revolution hinarbeiten, erwische ich mich immer wieder beim nihilistischen Resignieren und der Hingabe zum Glauben, dass wir alle verloren seien. Diese temporäre Selbstaufgabe meiner revolutionären Ansprüche und Ideen ist ein Spiegel der Selbstaufgabe, die ich angesichts der Pandemie gerade in der kompletten Gesellschaft beobachte: Ungeachtet unberechenbarer gesundheitlicher Folgen für sich selbst und ihr Umfeld gehen Leute bei den bisher höchsten Infektionszahlen der Pandemie als Ausgleich zur Lohnarbeit am Wochenende dicht gedrängt und schwitzend ohne Hygienemaßnahmen feiern, als würden wir uns nicht mehr mit einem hochansteckenden und potentiell tödlichen Virus mit unabsehbaren Langzeitfolgen anatmen, gegen das Menschen kaum bis keine anhaltende Immunität aufbauen. Meine sozialen Medien sind wieder gefüllt mit Werbung für Events, zu denen ich von Freund*innen eingeladen werde, welche ich eigentlich für vernünftig halte.
Read the rest of this entry »
Posted: Oktober 10th, 2021 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Serien | Tags: ableismus, Armut, überfluss, Entmenschlichung, Flucht, gewalt, Hunger, kapitalismuskritik, konsum, Massenmord, menschlichkeit, Obdachlosigkeit, review, rezension, squid game | No Comments »
Die allgemeine Kapitalismuskritik in Squid Game ist offensichtlich und flach, doch das Verkaufen des eigenen Körpers für Geld ist nicht das zentrale Spannungsfeld der Handlung.
Lesezeit: ~8 Minuten
Content Notes: Massenmord, Flucht, Armut, Obdachlosigkeit, Hunger, Ableismus, Entmenschlichung
Spoiler Warning: Squid Game
Ich werde in dieser Rezension ungefiltert Schlüsselereignisse aus der kompletten Laufzeit der Serie behandeln, ohne gesondert Spoilerwarnungen im Text auszusprechen. Dieser Text richtet sich an Leute, welche die Serie entweder gesehen haben oder nicht daran interessiert sind, sie zu schauen.
Zum Ende hin werde ich auch echt existenziell und düster, also schaut euch die CNs nochmal genauer an und nehmt sie ernst bevor ihr euch entscheidet zu lesen.
Durch den Hype und die zahlreichen Memes ist es beinahe unmöglich Spoiler zu Squid Game zu vermeiden, auch wenn diese mir ein falsches Bild der Serie vermittelt haben. Die wenigen Screenshots und Memeformate, die sich um gleichgekleidete, nummerierte Wettbewerbsteilnehmer*innen einer scheinbaren Gameshow drehen, erwecken eher die Erwartungen eines morbiden Takeshi‘s Castle als der emotionale Leberhaken, den die Serie für mich (auch aus privaten Gründen) dargestellt hat. Bereits vor dem Sehen wusste ich, dass die Serie eine Kapitalismusallegorie darstellt, in der verzweifelte Menschen ihren Körper unter Lebensgefahr für die Chance eines Klassenaufstiegs (und das Entertainment reicher Strippenzieher) verkaufen.
Read the rest of this entry »
Posted: Oktober 9th, 2021 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Politik | Tags: ableismus, boykott, CIA, identitätspolitik, kellogg's, konsum, konsumkritik, praxis, revolution, streik | No Comments »
US-Angestellte des Cerealien-Giganten Kellogg’s streiken. Mehrere wortgleiche Tweets, die einen solidarischen Boykottaufruf für ableistisch erklären, spalten wieder mal die US-Linke in einem epischen Shitstorm. Die CIA lehnt sich tatenlos zurück.
Lesezeit: ~7 Minuten
Content Notes: Ableismus
hi, someone with heavy food sensory issues here! frosted mini-wheats are one of the only things I can actually consume regularly and not get sick from. guilting people who can’t support boycotts is ableist as fuck but y’all aren’t ready for that conversation.
Am Mittwoch, dem 06. Oktober 2021, ruft ein Twitteraccount zu einem solidarischen Boykott mit den Streikenden Kellogg’s Angestellten auf. Wenige Stunden später gehen mehrere identische Tweets von verschiedenen Accounts viral, die den Druck zur Teilnahme an einem Boykott für ableistisch erklären, da Menschen mit sensorischen Verarbeitungsschwierigkeiten auf spezifische Nahrungsmittel, in diesem Fall Kellogg’s Frostys, angewiesen sein können. Es ist umstritten und für mich nicht mehr nachvollziehbar, ob diese identischen Tweets einen echten Ursprungstweet parodieren, oder als gezielte Desinformationskampagne gegen den Boykott gesetzt wurden (oder beides).
Innerhalb kürzester Zeit reichten Gegenpositionen von Belustigung über übliche Verurteilung von Identitätspolitik bis hin zu konkreten Vorwürfen der Entsolidarisierung oder sogar gezieltem Streikbrechen. Für mich war dieses Thema am 6. Oktober dann bereits wieder abgehakt, bis ich 3 Tage später immer noch hitzige Debattenthreads dazu in die Timeline gespült bekommen habe, die sich in einem ewigen Zyklus aus Identitätspolitikvorwürfen und Ableismusgegenvorwürfen drehen. Meine These: Ihr habt alle Unrecht.
Read the rest of this entry »