Posted: Dezember 30th, 2021 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Politik | Tags: analyse, diskurs, faschismus, imperialismus, individualismus, innerlinker konflikt, leftist infighting, linke grabenkämpfte, selbstreflexion | No Comments »
Bürgerliche und weiße Linke wiederholen ohne Ermüdung immer wieder das Argument, die Linke würde sich selbst zerfleischen, während eine fiktive rechte Einigkeit herbeifantasiert wird. Sollten wir uns also an Nazis ein Beispiel nehmen?
Lesezeit: ~6 Minuten
„Die Linke zerfleischt sich wieder mal selbst“, kommentiert Hans-Peter, 38, unter einem Tweet der Grünen und kassiert massig Likes. Es ging ums Gendern, oder um einen Rassismusvorwurf, keine Ahnung mehr. Es ist beinahe unmöglich, eine Diskussion unter Linken in Sozialen Medien zu führen, ohne dass diese Floskel der Selbstzerfleischung eingebracht wird, um zu linker Einigkeit zu mahnen und Meinungsverschiedenheiten als aktive Bedrohung für Antifaschismus darzustellen. Zwar sind Diskurse in Sozialen Medien verschwendete Lebenszeit, doch trotzdem bin ich ein Verfechter davon, sie zu analysieren, da sie trotz allem ein Ausdruck der Gesellschaft sind, in der sie geführt werden. Ich werde also nicht versuchen, Propheten der Selbstzerfleischung von ihrem Fehlglauben zu überzeugen, sondern das Gelaber von „linker Selbstzerfleischung“ als Symptom ihrer ideologischen Unzuverlässigkeit zu enttarnen. Die Linke zerfleischt sich nicht selbst, ihr seid nur nicht so links wie ihr denkt.
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Posted: September 29th, 2021 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Musik | Tags: Amoklauf, Asking Alexandria, Ausbeutung, Autounfall, Blumfeld, Brotha Lynch Hung, Die Leides des jungen Werther, Drogen, faschismus, Hanybal, Kriminalität, Lil Peep, Missbrauch, Mord, Morrissey, Patriarchat, psychische Krankheit, Rechtsterror, Romeo und Julia, Suizidalität, The Smiths, Tod, White Supremacy | No Comments »
Ausgerechnet weiße cis Männer schreiben die melancholischste Weltschmerzmusik. Wie hängen der Mangel an struktureller Unterdrückung und die erfolgreiche musikalische Verarbeitung ihres Leids zusammen?
Lesezeit: ~10 Minuten
Content Notes: Faschismus, Tod, Suizidalität, Autounfall, Patriarchat, Ausbeutung, White Supremacy, Missbrauch, Rechtsterror, Amoklauf, psychische Krankheit, Kriminalität, Drogen, Mord
Erwähnte Medien: The Smiths, Lil Peep, Asking Alexandria, Morrissey, Romeo und Julia, Die Leiden des jungen Werther, Brotha Lynch Hung, Blumfeld, Hanybal
Ob Postpunk, Cloud Rap oder Metalcore, ob The Smiths, Lil Peep oder Asking Alexandria, die melancholischste, weltschmerzgetränkteste Musik aller Genres scheint von weißen cis Männern gemacht. Sie wirken alternativ und wie intelligente, reflektierte Denker, entsprechen imperialistischen Schönheitsidealen vom dünnen, gepflegten Mann und präsentieren eine im Patriarchat untypische Verletzlichkeit. Während dies auf den ersten Blick beinahe wie eine fortschrittliche Entwicklung wirken kann, outen sich gerade diese „verletzlichen“ Künstler im schlimmsten Fall wie etwa The Smiths‘ Morrissey durch Faschismus als reaktionäre Macker ohne die Empathie, die man durch ihre Musik erwarten würde; im weniger schlimmen Fall mindestens als pathetische Paternalisten. Warum scheinen die meisten Vertreter des fatalistischen, ungelenkten Weltschmerzes in der Musik eben diese weißen cis Männer zu sein, und warum setzen sich BIPOC cis Männer in ihrer Musik anders mit dem Schmerz ihrer strukturellen Unterdrückung auseinander, obwohl sie unter der selben toxischen Männlichkeit operieren sollten?
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Posted: September 18th, 2021 | Author: garamsalami | Filed under: Essay, Politik | Tags: abschiebung, bundestagswahl, faschismus, landtagswahl, Rechtsterror, terroranschlag, völkermord | No Comments »
Die Bildung einer rechten Bundesregierung scheint realistischer denn je. Für BIPoC in Deutschland ist das eine existentielle Bedrohung.
Lesezeit: ~3 Minuten
Content Notes: Faschismus, Rechte Terroranschläge, Abschiebung, Völkermord
[Diesen Text habe ich 2019 nach den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen für die Süddeutsche Zeitung geschrieben. Die zuständige Redakteurin hat sich zur Veröffentlichung mehr Offenlegung meiner individuellen Rassismuserfahrungen gewünscht, was ich als unvereinbar mit der strukturellen Kritik des Textes betrachte. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Süddeutschen Zeitung und mir gab es nicht.
Während ich heute, fast exakt 2 Jahre später meinen flehenden Appell an weiße Menschen und den Mangel eines Durchschauens bürgerlicher Faschismusnähe für naiv halte, behält der Text als Dokument der emotionalen Auswirkung von Wahlergebnissen, gerade so kurz vor der Bundestagswahl 2021, seine Relevanz.]
Am 1. September 2019 fanden in Brandenburg und Sachsen, zwei Bundesländern mit einem Ruf der politisch rechten Radikalität und wirtschaftlicher Rückständigkeit, Landtagswahlen statt. Während CDU und SPD in beiden Wahlen unterschiedlich abschnitten, sind 2 Parallelen aus den Ergebnissen ersichtlich: Etwa ein Viertel der Wähler stimmte für die rechtsradikale Partei AfD, während nur knapp unter 20% für links ausgerichtete Parteien ihr Kreuz machten.
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