Noch zwei Stunden. Ich ging kacken, dann rasieren, um direkt danach zu duschen. Warmes Wasser, eingeseift mit 3-in-1-Duschgel, dessen Tenside mir alle Öle und tote Hautzellen aus den Poren ballerten, ausgerieben mit Waschlappen in Achseln, Bauchnabel, Arschloch. Volles American Psycho Programm: Zahnseide, Zahnbürste, Zunge schrubben, Mundwasser, falls es zum Knutschen kommt. Das Sport-Aktiv-48-Stunden-Deodorant versiegelte mir die Schweißdrüsen. Mit dem BMW hieß es 92 Sachen auf der Landstraße zum Bahnhof, wo sie auf mich warten würde. Pünktlich 14 Uhr kam ich zum Halt auf dem leeren Parkplatz, dessen einzige Einrichtung ein McDonalds war. Noch bevor ich die Glastür öffnete, roch ich das fettige Fleisch, und trat ein. Mich grüßte das Zischen der Fritteuse, das Piepsen diversester Küchen- und Kassengeräte, ein Telefon klingelte im Hinterzimmer, irgendwo eine Fliege.
Da saß sie alleine in einer Sitzecke auf einer rot gepolsterten Bank, 67 Kilogramm, 173cm, blond, und schaute mich an.
– Hallo, wie geht es dir? – Ganz gut und selbst? – Auch. Gut hergefunden? – Schon.
Was für ein gelungener, letzter Urlaubstag! Mit Tom und Maxe an den Feldmochinger See geradelt. Der ist so weit raus aus der Stadt, man muss schon fast von einer Radtour sprechen. Es war super voll und das Wasser voller Sonnencreme hat ölig-regenbogenfarben geschimmert, eher eklig. Haben an der Grillwiese ein paar Leckerbissen von netten Leuten abgestaubt. So spart man sich die überteuerten Wiener vom Strandkiosk. Weil uns das nicht satt gemacht hat, sind wir auf dem Heimweg spontan bei einem indischen Restaurant eingekehrt, große Klasse. Die Panade der Vegetable Pakoras war schön fettig und innen etwas vom Gemüse angeweicht, das Palak Paneer war kräftig würzig und sie haben nicht mit Käsewürfeln gespart. Jetzt von der Hitze schon recht früh müde, aber muss morgen ja auch zeitig aufstehen. Ab 9 werden im Büro wieder Excel-Tabellen getippt.
5:45, es pfeifft zum Angriff. Mit einem siegessicheren Getose und Gebrüll steigen Leuchtraketen in den dämmernden Himmel empor und erhellen künstlich die weite Wüste. Da laufen sie, ein paar hundert Meter vor uns, wie unzählige kleine Ameisen durchs offene Gelände. Es dauert nur wenige Sekunden, da beginnt die Leuchtspurmunition unserer Maschinengewehre hämmernd rote Streifen von uns zu ihnen da vorne zu ziehen. Schon mit der ersten Salve stürzen Silhoutten in den Dreck, die meisten vor Schreck, einige getroffen vom heißen Blei. Es schreit Alarm aus unseren Reihen. In den folgenden Sekunden setzt das Bellen einzelner Gewehre ein, so auch meins. Die schemenhaften Umrisse der Faschisten, die sich im Morgengrauen von Fels und Sand abheben, sind noch zu weit entfernt für gezielte Schüsse, stattdessen feuere ich im mir antrainierten Rhythmus grob in die Richtung einzelner Feindansammlungen. Immer wieder verschwinden die zahlreichen anrückenden Körper in Senken und hinter Dünen der rollenden Wüste, die nun vollständig mit Blei beharkt wird, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Es dauert nur einen routiniert abgesetzten Funkspruch lang, bis wir von fern hinter unseren Schützengräben das Donnern unserer Kanonen hören können, die in das infernale Orchester der Zerstörung einsetzen. Ich habe gerade Zeit in der Deckung meiner Sandsackstellung mein leergeschossenes Magazin nachzuladen und wieder meine Waffe in Richtung der Faschisten zu richten, da zerreißt bereits die erste Explosion den Sand inmitten ihrer Reihen und schickt einen Geysir aus Dreck und Metallsplittern in den Himmel, dicht gefolgt von einer zweiten, dritten und vierten Erschütterung, die selbst uns in unseren Erdlöchern die Gebeine durchrattern. Auf diese Distanz sehen wir die Feinde nicht sterben, ihre schlaffen Körper stürzen und verschwinden nur im Gelände. Unser Feuer dünnt den faschistischen Ansturm immer weiter aus, doch der Strom des über den Horizont erscheinenden Nachschubs reißt nicht ab. Der einstudierte Takt unseres versetzten Gewehrfeuers überlagert sich zu einer anhaltenden Schockwelle von kleinen Explosionen, wie die sägenden Zylinder eines beschleunigenden Benziners. Unsere Artillerie zerfetzt wie Paukenschläge Felsen, Dünen und Körper gleichermaßen.
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stand auf dem Display. Selbst bei höchster Helligkeitseinstellung
konnte ich die Buchstaben kaum entziffern, wenn ich mein Handy in
genau dem richtigen Winkel hielt, im Schatten meiner freien Hand,
unter der brennenden Sonne, die alles in einem gleißenden Licht
ertränkte, bis hin zum Farbenspiel der flirrenden Luft am Horizont
über dem stinkenden Asphalt, der mich umgab. Weit und breit gab es
hier keinen Schatten, es sei denn ich würde mich unter ein geparktes
Auto legen, doch würde ich mir davor auf allen Vieren am Boden die
Hände verbrennen wie Spiegeleier, gebraten auf einem heißen
Motorblock. Ich nahm kurz meinen Hut ab, um mir damit den Schweiß
von der Stirn zu wischen, und machte mich weiter auf die Suche. Die
Augen vor der Sonne Schutz suchend auf den grauen Boden gerichtet,
orientierte ich mich an der Regelmäßigkeit der in weißer Farbe
markierten Parklücken, in denen die verschiedensten Gefährte aller
Gattungen standen. Limousinen, Pickups, Coupés, Trucks, Sportwagen,
hin und wieder sogar ein Motorrad, in allen Farben des Regenbogens,
aber meistens blau oder grau, matt, metallic, glänzend, verstaubt.